Von der Rostocker Hafenwirtschaft hingen im Vor-Corona-Jahr 2019 knapp 20.000 Arbeitsplätze ab. Diese generierten ein Steueraufkommen in Höhe von 366 Millionen Euro und eine Wertschöpfung in Höhe von 1,6 Milliarden Euro. Damit stiegen die wirtschaftlichen Effekte der Rostocker Hafenwirtschaft im Vergleich zur letzten Erhebung im Jahr 2013 weiter an. So erhöhte sich allein die Anzahl der Arbeitsplätze um etwa 3.780. Verglichen mit den Ergebnissen aus dem Jahr 2019 erwartet die Rostocker Hafenwirtschaft in diesem Jahr coronabedingt einen leichten Beschäftigungsrückgang von zwei Prozent und einen Umsatzrückgang von vier Prozent.
Das ergab eine aktuell veröffentlichte Studie, die die Gutachterunternehmen Ramböll Deutschland aus Rostock, das Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik aus Bremen und ETR, Economic Trends Research aus Hamburg im Auftrag der ROSTOCK PORT GmbH durchführten. Dafür wurden mehr als 500 Hafenbetriebe, Behörden und von der Rostocker Hafenwirtschaft abhängige Unternehmen in diesem Jahr umfassend befragt. Erhoben und analysiert wurden Daten aus dem Jahr 2019 und wegen der Corona-Pandemie nachträglich im Herbst 2020. Gegenstand der Untersuchung waren die aus dem Betrieb des Überseehafens, des Fracht- und Fischereihafens, der Werkshäfen von Yara und Alba Nord in Rostock sowie des Kreuzfahrthafens Warnemünde resultierenden wirtschaftlichen Effekte.
Die direkten Beschäftigungseffekte durch die Hafenwirtschaft Rostocks belaufen sich auf knapp 11.000 Arbeitsplätze; die Mehrzahl davon im verarbeitendem Gewerbe, in Verkehrs- und Lagereibetrieben. Etwa weitere 9.000 Arbeitsplätze sind indirekt von der Hafenwirtschaft abhängig bzw. werden von ihr induziert. Die indirekten Beschäftigungseffekte ergeben sich aus den von der Hafenwirtschaft abhängigen Arbeitsplätzen, insbesondere bei Transportunternehmen und Baubetrieben, aber auch aus den Konsumausgaben der in der Hafenwirtschaft beschäftigten Menschen und den Ausgaben der Fähr- und Kreuzfahrtpassagiere des Rostocker Hafens im Einzelhandel und in der Gastronomie. In diesem Jahr blieben jedoch die Passagierausgaben coronabedingt weitgehend aus.
Vergleicht man die Vorgängerstudie der Universität Rostock aus dem Jahr 2013, so ist bemerkenswert, dass sowohl die direkten als auch indirekten Beschäftigungseffekte der Rostocker Hafenwirtschaft zugenommen haben. „Die Zahl der in der Rostocker Hafenwirtschaft direkt Beschäftigten erhöhte sich zwischen 2013 und 2019 um etwa 1.200 auf knapp 11.000. Der Zuwachs bei den indirekten Beschäftigungseffekten lag laut der Studie bei 2.600 Arbeitsplätzen, womit im Jahr 2019 in Summe rund 9.000 indirekte Arbeitsplätze von der Rostocker Hafenwirtschaft abhängig waren“, konstatiert Dr. Gernot Tesch, Geschäftsführer der ROSTOCK PORT GmbH.
Auf dem Gebiet des Überseehafens Rostock arbeiteten laut der aktuellen Erhebung im Jahr 2019 etwa 5.800 Menschen, im Rostocker Fracht- und Fischereihafen sind es 700 Beschäftigte. Die regionalwirtschaftlichen Effekte der von der Rostocker Hafenwirtschaft abhängigen Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern betrugen im Jahr 2019: 19.650 Beschäftigte, ein Umsatz von 4.404 Millionen Euro und eine Wertschöpfung von 1.623 Millionen Euro.
Bemerkenswert im Vergleich zu den Vorgängeruntersuchungen ist der Anstieg der wirtschaftlichen Effekte im Industrie- und Logistikbereich. Die Ansiedlungserfolge von Industriebetrieben wie Liebherr, EEW Special Pipe Constructions und Power Oil haben die Beschäftigtenzahlen und die damit durch die Hafenwirtschaft erbrachte Wertschöpfung für die Region erheblich erhöht. „Gerade mit Blick auf die von der öffentlichen Hand betriebene langfristige Flächenvorsorge und den Flächenbedarf für weitere hafenaffine Industrie- und Logistikansiedlungen unterstreichen diese Ergebnisse die Notwendigkeit für eine vorausschauende Hafenentwicklung“, sagt ROSTOCK PORT-Geschäftsführer Jens A. Scharner.
Die Zahlen belegen eindrucksvoll, dass sich die Investitionen der letzten Jahrzehnte von Stadt und Land in die Infrastruktur des Rostocker Hafens mehr als gelohnt haben. Insgesamt summieren sich die durch den Hafen Rostock hervorgerufenen Steuerzahlungen auf mindestens 366 Millionen Euro, sowohl durch die direkt hafenaffine Wirtschaft als auch durch die indirekt davon abhängigen Zulieferer, davon 55 Millionen Euro auf kommunaler Ebene.
„Diese Zahlen zeigen erneut: Die Rostocker Häfen sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für unser Bundesland, der zudem weit über die Landesgrenzen ausstrahlt. Aus diesem Grund unterstützt die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommerns größten Hafenstandort kontinuierlich – selbstredend auch finanziell. So haben wir seit 1990 etwa 355 Millionen Euro Fördermittel bereitgestellt, unter anderem für den Neu- und Ausbau von Liegeplätzen, die Erschließung maritimer Gewerbegebiete für Industrie- und Logistikansiedlungen und die straßen- und schienenseitige Anbindung von Liegeplätzen an das überörtliche Verkehrsnetz. Natürlich haben andersherum unsere Investitionen auch dazu beigetragen, dass sich die Rostocker Häfen so toll entwickeln konnten und hoffentlich weiterhin können“, sagt Christian Pegel, Landesminister für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung.
Claus Ruhe Madsen, Oberbürgermeister der Hanse- und Universitätsstadt Rostock, hebt hervor: „Der Hafen ist unsere DNA in Rostock. In fast jeder Familie gibt es einen Bezug zu dem Herz unserer maritimen Verbundwirtschaft und zum Wirtschaftsmotor für unser ganzes Land. Er ist auch historisch der Taktgeber für unsere Zukunft. Das setzt uns immer wieder unter Druck, auch im globalen Maßstab als Wirtschaftsstandort wettbewerbsfähig zu sein und Innovationen zügig umzusetzen.“
„Die seit März 2020 andauernde Corona-Pandemie hat zwar auch die Rostocker Hafenwirtschaft vor erhebliche Herausforderungen gestellt, insgesamt zeigt sie sich aber robust und relativ krisensicher. Die drastischen Rückgänge im Passagierverkehr der Fähr- und Kreuzschifffahrt treffen den Hafen und alle in diesem Bereich tätigen Unternehmen hart, aber die Frachtschifffahrt und die in den Rostocker Häfen angesiedelten Industrieunternehmen bewegen sich weiterhin auf einem hohen stabilen Niveau, was Beschäftigung und Umsatz anbelangt. Durch das Ausbleiben vieler Schiffspassagiere im Jahr 2020 sanken die indirekten Beschäftigungseffekte. Sie werden aber wieder wachsen, sobald ein sicheres grenzüberschreitendes Reisen möglich sein wird“, so Dr. Gernot Tesch.
Die erstmalige Erfassung der überregionalen Effekte ergab einen über die regionalen Effekte hinausgehenden Beschäftigungseffekt von 6.100 Personen bundesweit im Transportwesen sowie eine gesicherte Beschäftigung von 56.900 Personen in der hafenabhängigen Industrie durch die über den Hafen Rostock exportierten Güter und die durch den Hafen generierten Dienstleistungen.
In regelmäßigen Abständen lässt ROSTOCK PORT die wirtschaftlichen Effekte der Rostocker Hafenwirtschaft ermitteln, um die Effektivität der eingesetzten öffentlichen Mittel zu untersuchen. Nach Studien in den Jahren 1994, 1998, 2006 und 2009 datieren die letzten erhobenen Zahlen aus dem Jahr 2013. Die in den beiden letzten Dekaden ermittelten Effekte bezogen sich auf die regionalen Effekte. Der Bund ließ 2017 eine neue Systematik auch zum Zwecke der Vergleichbarkeit auf Bundesebene erarbeiten, die neben den regionalwirtschaftlichen auch die deutschlandweiten Effekte erfassen ließ. Da ROSTOCK PORT einerseits zu Vergleichszwecken erneut regionalwirtschaftliche Kennzahlen erheben lassen wollte, andererseits aber auch nach neuer Systematik deutschlandweite Effekte aufzeigen wollte, beauftragte ROSTOCK PORT das oben genannte Gutachterkonsortium.
„Die Corona-Pandemie hinterlässt deutliche Spuren in der Welt- wie Regionalwirtschaft. Landes- und Stadtpolitik setzen gemeinsam mit der heimischen Wirtschaft alles daran, Beschäftigung und Unternehmensumsätze auf dem hohen Niveau zu halten, das in den vergangenen Jahren in der Rostocker Hafenwirtschaft erreicht wurde. Eine rasche wirtschaftliche Erholung ist möglich, sobald alle coronabedingten Restriktionen wieder gelockert werden können. Bis dahin brauchen wir vor allem Ausdauer und Zuversicht“, resümiert Jens A. Scharner.
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