Das Amt für Stadtentwicklung, Stadtplanung und Wirtschaft der Hanse- und Universitätsstadt Rostock, das Dezernat für Wirtschaft, Bau und Umwelt des Landkreises Rostock, die IHK zu Rostock, die Wirtschafts- und Technologieförderung Rostock Business sowie der Hafenbetreiber ROSTOCK PORT thematisierten am 14. Juni bei einer Hafenrundfahrt auf dem Fahrgastschiff „Rostocker 7“ die Zukunftschancen für die Hafenentwicklung in Rostock.
ROSTOCK PORT: „Rostocks Herz schlägt im Hafen“
Seit die Ufer der Warnow besiedelt wurden, ist Rostock ein Ort des Handels und des Warenaustauschs mit den Regionen rund um die Ostsee. Ohne den Hafen und dem seewärtigen Handel hätte es viele Entwicklungen, wie den Wohlstand der Bürger zur Hansezeit, der sich durch die ehemals vier großen Pfarrkirchen, prunkvolle Giebelhäuser und große Speicher und auch der Gründung der ältesten Universität Nordeuropas ausdrückt, nicht gegeben. Rostock hat über die Jahrhunderte immer dann seine wirtschaftliche Prosperität entwickelt, wenn es, auch wegen seiner Lage am Wasser, gute Bedingungen für den Handel schaffte. Dabei spielten der Hafen und seine Erreichbarkeit eine große Rolle und die seewärtige Zufahrt sowie die Verfügbarkeit von Flächen waren dabei vorteilig für den seewärtigen Handel.
Zum Wohlstand der Stadt und ihrer Bürger will die Hafenwirtschaft auch in Zukunft beitragen. Nach tiefen Einschnitten in den Jahren nach der Wiedervereinigung ist es gelungen den Rostocker Hafen, u.a. durch die Integration in das vorrangige Transeuropäische Verkehrsnetz, zu einem europaweit bedeutenden Hafen zu entwickeln.
Der Hafenstandort Rostock befindet sich seit jeher in einem Transformationsprozess, so erfolgte beispielsweise in der jüngeren Vergangenheit seit den 50er Jahren schrittweise die Verlagerung des Güterumschlags aus dem Stadthafen und Warnemünde in den neugebauten Überseehafen. Die Hafenwirtschaft gab den Stadthafen nach der politischen Wende auf und verlagerte letzte noch hier verbliebene Aktivitäten in den Überseehafen. Damit bekam Rostock ein ehemals abgesperrtes Areal im Stadtzentrum für eine städtebauliche Entwicklung „zurück“.
Ab den 90er Jahren entwickelte sich der Seehafen, durch die Ansiedlung von maritimer Industrie, zum größten Industriegebiet in MV, der nun mit Beginn der 2020er Jahre kaum noch Flächen für weitere Entwicklungen anbieten kann.
Auch durch eine neue Entwicklungsperspektive, hin zu grünen Energieträgern werden Entwicklungsflächen benötigt, um den Rostocker Hafen auch in Zukunft als einen attraktiven Standort wahrzunehmen. Damit einher gehen viele positive wirtschaftliche Effekte für die Hanse- und Universitätsstadt Rostock. So sind durch die Rostocker Hafenwirtschaft ca. 20.000 Arbeitsplätze entstanden, die ein erhebliches Steueraufkommen für die Region generieren und durch weitere überregionale Effekte ergänzt werden.
Kontakt: ROSTOCK PORT GmbH, Ost-West-Straße 32, 18147 Rostock, Tel. 0381-350 0, management@rostock-port.de
Rostock Business: „Rostock benötigt ansiedlungsbereite Flächen an der Kaikante“
Rostock hat sich in den letzten Jahren zu einem bedeutenden Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort entwickelt. Die Stadt verfügt über eine starke Industrie- und Hafeninfrastruktur sowie eine ausgezeichnete geografische Lage. Um das Wachstum und die wirtschaftliche Stärke Rostocks langfristig zu sichern, ist es von großer Bedeutung, dass ausreichend Flächen für Ansiedlungen von Produktionsunternehmen zur Verfügung stehen. Jährlich müssten ca. fünf Hektar Gewerbeflächen neu geplant und fertiggestellt werden. Diese Notwendigkeit wird seit Jahren verkannt und nicht umgesetzt, entweder fehlen Flächen oder die Erschließung und Entwicklung.
Rostock Business verzeichnet in den letzten 12 Monaten vor allem Ansiedlungsanfragen aus den Bereichen der Wasserstoffindustrie, Batterieherstellung und maritimen Industrie. Für diese Vorhaben werden großflächige und ressourcenintensiven Lösungen gesucht, die in Rostock derzeit nicht zur Verfügung stehen. Es gibt eine hohe Nachfrage von Unternehmen nach zuverlässiger, nachhaltiger und grüner Energieversorgung. Rostock hat das Potenzial, sich weiterhin als wirtschaftliches Zentrum zu etablieren und gleichzeitig eine Vorreiterrolle im Bereich der erneuerbaren Energien einzunehmen. Aus diesem Grund ist die Hafenerweiterung eine notwendige Maßnahme, um den Bedarf an neuen Ansiedlungsflächen zu decken. Durch die Hafenerweiterung können neue Gewerbeflächen geschaffen werden, die speziell auf die Anforderungen von Produktionsunternehmen zugeschnitten sind. Dies würde es Unternehmen ermöglichen, ihre Produktionskapazitäten zu erweitern, neue Arbeitsplätze zu schaffen und die Wirtschaft in Rostock weiter anzukurbeln.
Kontakt: Christian Weiß, Geschäftsführer, Gesellschaft für Wirtschafts- und Technologieförderung Rostock mbH, Schweriner Straße 10 / 11, 18069 Rostock, Tel: 0381-3771910, weiß@rostock-business.de
IHK zu Rostock: „Der Energiehafen bietet große Potentiale für mehr Wertschöpfung in der Stadt und Region Rostock“
Wie in den zurückliegenden Jahrzehnten ist der Seehafen Rostock auch heute Motor der wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt, der Region und des gesamten Landes. Er ist der umschlagstärkste Hafen an der deutschen Ostseeküste, wichtiger Logistikknoten nach Skandinavien und das größte Gewerbe- und Industriegebiet in Mecklenburg-Vorpommern. Im Bundesländervergleich liegt unser Bundesland allerdings mit einer Industriedichte von 43 (Bundesdurchschnitt 83) Mitarbeitern je tausend Beschäftigte im verarbeitenden Gewerbe neben Berlin und Brandenburg auf dem untersten Rang. Deshalb spielt auch die geplante Hafenerweiterung eine zentrale Rolle. Schon jetzt stößt der Hafen an seine Kapazitätsgrenzen. Um mehr gut bezahlte Industriearbeitsplätze zu schaffen und somit die Wertschöpfung in der Region und im Land zu erhöhen, brauchen wir eine entsprechende Flächenvorsorge für Industrieansiedlungen und Umschlag im Seehafen. Besonders auch deshalb, weil der Hafen eine immer wichtigere Rolle bei der Energieversorgung spielt. In der derzeitigen Energiekrise liegt der Fokus zunächst auf der Erhöhung der Versorgungssicherheit Ostdeutschlands mit Rohöl sowie dem Umschlag von Kohle sowohl für das Rostocker Kraftwerk als auch für polnische Kraftwerke. Mittel- und langfristig wächst aber die Bedeutung des Hafens für erneuerbare Energien. Dabei werden der Aufbau einer Import-Infrastruktur für Wasserstoff und seiner Derivate ebenso im Fokus stehen wie neue Formen der Versorgung hafennaher Infrastrukturen und die Produktion von grünem Wasserstoff aus Windstrom mittels Elektrolyse. Diese Potentiale gilt es, im Sinne der weiteren Entwicklung des Rostocker Seehafens als Energiehafen und Industriestandort zu nutzen und auszubauen.
Kontakt: Sven Olsen, Leiter Geschäftsbereich Innovation, Umwelt, Verkehr, Maritime Wirtschaft, IHK zu Rostock, Ernst-Barlach-Straße 13, 18055 Rostock, Tel.: 0381-338 100, 18055 Rostock, sven.olsen@rostock.ihk.de
Landkreis Rostock: „Die Stärke des Hafens liegt in der Region“
Aktuelle Anfragen von potentiellen Investoren zeigen, dass die Region Rostock (Greater Rostock) im Land M-V die prosperierende Region ist, wenn es um die Ansiedlung von Industrie und Großgewerbe geht. Um die sich daraus ergebenden Potentiale zu heben, ist es dringend erforderlich, die notwendige Infrastruktur im Hafen und in den umliegenden Großgewerbestandorten auszubauen und baureife Flächen in ausreichender Größe auszuweisen. Die kurzfristig zu lösenden Aufgaben im Hinblick auf die nachhaltige Entwicklung zum Energiehafen und die Ansiedlung von zukunftsfähigen und innovativen Ansiedlungen von Gewerbe und Industrie mahnt uns zum Handeln. Ansonsten ist zu befürchten, dass sich das Zeitfenster für positive Entwicklungen in der Region schließt. In diesem Kontext muss man das Handeln des Regionalen Planungsverbandes sehen. Im Zeitraum von 2008 bis 2020 wurden, im Rahmen der raumplanerischen Untersuchungen „RFK 1“, „RFK 2" und Seehafengutachten, zahlreiche Alternativen für die Ausweisung und Sicherung von Flächen für mögliche Hafenerweiterungen sowie zur Entwicklung hafenaffiner Industrie- und Gewerbestandorte im Umfeld des Seehafens Rostock untersucht.
Im Ergebnis liegen Flächenvorschläge für die Entwicklung der derzeit im Regionalen Raumentwicklungsprogramm
Rostock ausgewiesenen Vorbehaltsgebiete zu Vorranggebieten Gewerbe und Industrie für die potentiellen Erweiterungsgebiete Seehafen Rostock Ost und West vor. Daneben sind in Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsministerium, Straßenbaumaßnahmen zur Verbindung der Großgewerbestandorte im Süden und Osten geplant. Die Erfordernisse des ÖPNV finden ihren Niederschlag im Nahverkehrsplan der HRO und des LK Rostock. Für die Wasserversorgung und -entsorgung des Hafenstandortes und der Großgewerbestandorte erfolgt eine Machbarkeitsstudie zum Einsatz einer Meerwasserentsalzungsanlage. Die anstehenden bauleitplanerischen Erfordernisse werden mit den betreffenden Kommunen derzeit erarbeitet.
Ziel aller öffentlichen Akteure (HRO, LK Rostock, Amt für Raumordnung und Landesplanung und Planungsverband) muss es sein, den öffentlichen Diskurs zu starten und den gesellschaftlichen Konsens zu erreichen.
Kontakt: Romuald Bittl, Leiter Dezernat III - Wirtschaft und Bau der Kreisverwaltung des Landkreises Rostock, Am Wall 3-5, 18273 Güstrow, Tel.: 03843-755 12 300, Romuald.Bittl@lkros.de
Hanse- und Universitätsstadt Rostock: „Vorausschauende Stadtentwicklung braucht langfristige Flächenvorsorge"
Der Flächennutzungsplan
Der Flächennutzungsplan (FNP) soll die langfristige Flächenvorsorge für die Hanse- und Universitätsstadt Rostock sicherstellen. Es geht in diesem Fall nicht um kurzfristige Planungsziele und deren schnelle Umsetzung, sondern um eine Perspektivplanung für einen Zeitraum von mindestens 15 Jahren. Für diesen Zeitraum soll der FNP Entwicklungsoptionen eröffnen und dabei einerseits die langfristige Bereitstellung ausreichenden und bezahlbaren Wohnraums sowie geeigneter und notwendiger Flächen für Gewerbe, Wissenschaft und Forschung sicherstellen und andererseits auch ökologische und soziale Belange in Einklang bringen. Die Nutzungskonkurrenzen sind demzufolge groß.
Der bestehende Flächennutzungsplan hat sich seit 2006 zur Steuerung der räumlichen Entwicklung der Stadt bewährt. Zur Anpassung der laufenden Planungen genügten bisher wenige Einzeländerungen. Jedoch reichen die Flächenreserven im wirksamen Flächennutzungsplan nicht für eine langfristige Bedarfsdeckung aus. Es bedarf nun - statt weiterer Einzeländerungen - einer neuen ganzheitlichen und zusammenhängenden Betrachtung, welche durch die Neuaufstellung des Flächennutzungsplans erfolgt.
Die Flächenbedarfe ergeben sich aus unterschiedlichen Prognosen und Gutachten. Bis 2035 gilt es, zusätzlich Wohnraum für perspektivisch 220.000 EinwohnerInnen und 70 ha für Gewerbe, Wissenschaft und Forschung bereitzustellen. Hinzu kommen die Belange, die sich aus dem Umwelt- und Freiraumkonzept sowie dem Kleingartenentwicklungskonzept ergeben. Mit dem Beschluss der Rostocker Bürgerschaft zum „Wärmeplan 2035“ gehen weitere Flächenbedarfe einher. Weiterhin wurde für die Entwicklung des Seehafens ein Flächenbedarf in Höhe von 375 ha ermittelt, welcher sich aus der unmittelbaren Umschlagsfunktion des Hafens ergibt als auch der nachgelagerte Bedarf an gewerblichen Flächen für produzierende Betriebe im direkten Hafenumfeld, die den unmittelbaren Bezug zum Hafen benötigen.
Der Beirat für Hafenentwicklung
Das Hafenforum begleitete seit über 10 Jahre die Entwicklung des Hafens. Mit Beginn des Fortschreibungsverfahrens der Vorbehaltsgebiete in Vorranggebiete sowie dem Beginn des Verfahrens zur Neuaufstellung des Flächennutzungsplans soll nunmehr das Hafenforum zu einem Beirat für Hafenentwicklung zur Begleitung der flächenhaften Entwicklung des Seehafens weiterentwickelt werden. Der Beirat für Hafenentwicklung löst damit das seit 2011 bestehende Hafenforum ab.
Ziel für die Stadt ist und bleibt es, eine transparente und für alle verständliche Form der Beteiligung für die zukünftige Hafenentwicklung sicher zu stellen und zu gewährleisten.
Der Beirat begleitet die Hafenentwicklung im Bereich Krummendorf und Peez bezüglich der Entwicklung neuer Flächen für die Hafennutzung, Dienstleistung und Logistik sowie notwendige gewerblich- industrielle Flächen und ist als beratendes Gremium zur geplanten Hafenentwicklung eine begleitende Diskussionsplattform zum konstruktiven Austausch. Der Beirat soll Empfehlungen im Rahmen der Planungsprozesse abgeben und im Spannungsfeld zwischen privaten und öffentlichen Interessen nach Lösungswegen suchen.
Der Beirat ist eine besondere Form der Bürgerbeteiligung und ersetzt dabei nicht gesetzlich vorgeschriebene und weitere vorgesehene Beteiligungsformen.
Kontakt: Ralph Müller,Amtsleiter,Amt für Stadtentwicklung, Stadtplanung und Wirtschaft der Hanse und Universitätsstadt Rostock, Neuer Markt 3,18055 Rostock, Tel.: 0381 – 3816100, ralph.mueller@rostock.de
Foto (von rechts nach links): ROSTOCK PORT-Geschäftsführer Jens Scharner, Rostock Business-Geschäftsführer Christian Weiß, der Leiter des Rostocker Amtes für Stadtplanung, Stadtentwicklung und Wirtschaft, Ralph Müller, der Beigeordnete des Landrats und Leiter des Dezernates für Wirtschaft, Bau und Umwelt des Landkreises Rostock, Romuald Bittl, ROSTOCK PORT-Geschäftsführer Dr. Gernot Tesch sowie der Leiter des Rostocker IHK-Geschäftsbereiches Innovation, Umwelt, Verkehr und maritime Wirtschaft, Sven Olsen.
Karte Sondergebiet Hafen mit Erweiterungsflächen Ost und West aus der Vorranguntersuchung